casi-abi 04
 

das land der griechen mit der seele suchend







so tönt es von den küsten her,
's ist hellas, doch es lebt nicht mehr


1. tag, montag, 01.09.2003

>>> zu den bildern von tag 1 <<<

besprechung medienraum; abfahrt anger

Montagabend trafen wir uns voller Erwartung am Anger, wo wir nach ausgiebiger Verabschiedung in den Bus stiegen. Nach 15 Stunden Fahrt kamen wir, trotz sekundenschlafgefährdetem Busfahrer, sicher am Hafen von Ancona an.

2. tag, dienstag, 02.09.2003

>>> zu den bildern von tag 2 <<<

ancona; minoan lines, preiswerte sesselplätze

In Ancona hatten wir bis zur Abfahrt der Fähre noch etwa fünf Stunden Zeit, die wir in der Innenstadt verbringen durften, oder besser: mussten. Zurück am Hafen, mussten wir über eine Stunde an der Fähre warten, bis wir an Bord gehen und uns in der Holzklasse auf Deck 8 einrichten konnten. Als die Fähre in Ancona ablegte, gönnte sich unsere 5-fach-Blitz-Nadine am Heck einige Schnappschüsse. Abends aßen wir dann im Bordrestaurant und saßen später draußen auf Deck noch zusammen, unterdessen sich einige schon in unserem vollklimatisierten Liegeraum – bzw. Kühltruhe – für die Nacht bereit machten. Bei eisigen Temperaturen suchten wir uns alles, was wärmen half, packten uns gut ein und versuchten zu schlafen. Nachdem einige auf den Fußböden, in anderen Gängen, vor einem von ein paar Albanern entfachten Lagerfeuer oder an Deck, wo es deutlich wärmer war, genächtigt hatten, packten wir unser Chaos zusammen und warteten, um die Fähre in Igoumenitsa zu verlassen.

3. tag, mittwoch, 03.09.2003

>>> zu den bildern von tag 3 <<<

igoumenitsa, ioannina; hotel galaxy kalambaka

Der Bus mit unserem Fahrer, Chris, erwartete uns bereits. Nachdem unsere Fähre die Weiterfahrt nach Athen antrat, begannen wir unsere Reise ins Landesinnere, wo wir uns bei unserem ersten Halt die Altstadt von Ioannina samt Süßwassersee ansahen. Nach einem ausgezeichneten Mahl in einer urtypischen griechischen Backstube fuhren wir weiter auf den Katara-Pass. Dort ging ein heftiger Wind und zur Belustigung einiger gab es nur ein originelles Plumpsklo. Kurz darauf kamen wir in Kalambaka an und fuhren zu den Meteora-Klöstern hinauf, nur um festzustellen, dass diese bereits geschlossen hatten. Nach dem Abendessen ließen wir den Abend in den örtlichen Tavernen ausklingen.

4. tag, donnerstag, 04.09.2003

>>> zu den bildern von tag 4 <<<

meteora-klöster; hotel sun beach thessaloniki

Nach dem Frühstück hatten wir bei unserem zweiten Versuch mehr Glück: Diesmal waren die Klöster geöffnet und wir konnten endlich mit unserer Besichtigung der Werkstätten, der Gruft und der Innenhöfe des Klosters beginnen. Dann starteten wir in Richtung Thessaloniki, wo wir an einem Hotel ausgeladen wurden, das zur Überraschung aller direkt am Strand lag und im Vergleich zu dem, was uns auf dieser Fahrt noch erwarten sollte, vergleichsweise luxuriös war. Abends gingen wir – die große Familie – „freiwillig“ in eine zweifelhafte Hafenspelunke essen und genossen und verdauten die einheimische Küche. Danach ließen wir den Abend noch mit Wein und Ouzo ausklingen und lauschten stundenlangen Monologen über unfähige, faule Lehrerkollegen und SM oder auch Aufforderungen, doch ein wenig auf dem Zimmer zu kuscheln.

5. tag, freitag, 05. 09.2003

>>> zu den bildern von tag 5 <<<

thessaloniki: weißer turm, kastro, hagia sophia, galeriusbogen, hagios dimitrios

Nach einem ausgiebigen Frühstück samt Frischfleischeinlage und dem von unauffindbaren Lichtschaltern bedingten Kennenlernen der Berndschen Lebensphilosophie, bei ihm sei es doch immer 5 vor dodeka, machten wir uns schuldbewusst, und doch fast unverspätet, auf zur Stadtbesichtigung und zur Festung, die einen herrlichen Blick über die Stadt und die ganze Bucht bot. Danach ging es wieder hinunter in die Altstadt und wir durften alleine – sprich: „in 3er-Gruppen“ – die Stadt erkunden, um uns später am „Weißen“ Turm wieder zu treffen. Den Rest des Tages verbrachten wir im Hotel, schrieben Karten, waren am Pool und am Meer und genossen unsere Auszeit. Abends kam es dann zum ersten echten Tiefpunkt auf unserer Fahrt, als wieder einmal unsere Begleitperson die Gruppe nötigte, geschlossen mit essen zu gehen. Außerdem wurden unangemeldete nächtliche Raucherpausen einiger Nichtraucher spitzfindig aufgelöst.

6. tag, samstag, 06.09.2003

>>> zu den bildern von tag 6 <<<

pella-mosaiken, philippsgrab vergina; hotel parnassos delphi

Am nächsten Morgen brachen wir auf, um nach Pellas, in Griechenlands gottverlassenem Norden an der Grenze zu Mazedonien gelegen, zu fahren. Dort besichtigten wir das etwas bescheiden ausfallende Ausgrabungsgelände samt Museum, das sich ungleich beeindruckender präsentierte, weshalb wir zwischendurch wieder einmal eine der obligatorischen Frappépausen einlegen mussten. Eine Schachtel Marlboro später machten wir uns auf zur Leonidas-Statue, wo wir vor der Kulisse der Thermopylen ein Gruppenbild machten. Nach einer kurzen Fahrt über einen Gebirgspass erreichten wir abends den Nabel der archaischen Welt, Delphi, das heute vornehmlich aus Hotels besteht. Nach erstrittenen Sitzplätzen in einem örtlichen Restaurant, wo wir uns telefonierende Zwiebeln gönnten, saßen wir später am Abend noch zusammen und harrten der Dinge, die da kommen mochten.

7. tag, sonntag, 07.09.2003

>>> zu den bildern von tag 7 <<<

delphi: apollonheiligtum, kastalische quelle, marmaria; hosios lukas, distomo, strand skala oropou, turm der winde; hotel afroditi athen

Nach einer nächtlichen Diskussion mit einem unserer Lehrer, der wieder einmal unwissende Schüler aus der Gruppe beschuldigte, die nächtlichen Ausgangszeiten überschritten zu haben, war die Stimmung auch beim halb-wissenden Teil der depressiven Lehrerschaft ob der Omniszienz der Reiseleitung am nächsten Morgen ein wenig gedämpft, als wir uns von unserem Hotel aufmachten zum Ausgrabungsgelände von Delphi, dem antiken Mittelpunkt der Welt, von wo aus einst das Orakel die Geschicke des politischen Geschehens entscheidend beeinflusste.
Nach ein paar hundert Metern sahen wir hinter einer Kurve bereits die Tempelanlage, die dramatisch am Fuße des Parnass gebaut worden war und nun durch das Licht der aufgehenden Sonne eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Zuerst gingen wir jedoch ins Museum und betrachteten den berühmten Wagenlenker, wobei hier das Blitzverbot, das in allen griechischen Museen schon obligatorisch war, eine sehr strikte Auslegung erfuhr. Danach betraten wir das Ausgrabungsgelände und folgten der heiligen Prozessionsstraße, die 200 Höhenmeter überwindet, vorbei am Schatzhaus der Athener, und vorbei am Apollon-Tempel, in dem einst die Pythia auf einem Dreifuß über einer Erdspalte saß und, vom Dampf des Erdinnern benebelt, ihre Weissagungen machte. Nach dem Theater erreichten wir dann auch das ganz oben am Hang gelegene Stadion, von wo aus wir die beeindruckende Aussicht auf die Heilige Ebene mit ihrem Meer von unzähligen Olivenbäumen, das sich wie ein gewaltiger Strom aus Olivgrün bis hin zur Bucht von Itea schlängelt, genossen. Auf dem Weg zurück zum Bus legten wir noch einen Halt samt knappst bemessener Ansprache unter dem steilen Fels der Phädriaden an der Kastalischen Quelle, die von den Pilgern einst zur rituellen Waschung genutzt wurde, ein, wo wir alle das glückbringende Wasser tranken, das uns laut Aussage der Reiseleitung heil durchs Abitur bringen sollte. Daraufhin liefen wir zu den unteren Ausgrabungen und sahen uns den berühmten dorischen Rundbau an.
Mit dem Bus erreichten wir mittags das Kloster Hosios Lukas, wo wir wieder einmal mehr als genug Zeit hatten, uns der einheimischen Kultur zu widmen, bevor wir dann das Dorf Distomo und seine Gedenkstätte – im Juni 1944 brachte eine SS-Division bei einer Vergeltungsaktion dort 228 Menschen um – aufsuchten und Augen- und Ohrenzeugen eines exzellent recherchierten Referats werden mussten.
Etwa zwei Stunden später erreichten wir dann auf dem Weg nach Athen einen Strand, der zu etwa gleichen Teilen aus Schotter, Zigarettenkippen und Scherben bestand, an dem wir weitere zwei Stunden zubrachten, bevor wir abends Athen ansteuerten. Hier verabschiedeten wir unseren, Busfahrer Chris – von der Reiseleitung liebevoll Schwuchtel getauft –, der uns auf dem ersten Teil unserer Reise bis hierher begleitet hatte und machten uns auf den Weg zum Hotel, das ein paar aufgerissene und unter einer immensen Staubschicht begrabene Straßen weiter lag und zur Freude aller neu renoviert war, wobei die Einrichtung immerhin annähernd komplett war.
Es war unverkennbar: Angesichts dieser Bauwut bekamen die Griechen wohl doch etwas Muffensausen, ob sie mit den Renovierungen bis zu den Olympischen Spielen im nächsten Sommer noch fertig werden würden. Wenig später gingen wir dann in die Altstadt unterhalb der Akropolis und fanden ein wirklich gutes Straßenrestaurant, das direkt am Turm der Winde lag.

8. tag, montag, 08.09.2003

>>> zu den bildern von tag 8 <<<

ägina: aphaiatempel, strand agia marina

Nach dem Frühstück trafen wir uns alle am Platz vor der Kleinen Metropolis, um mit der U-Bahn, wo sich der koordinativ beeinträchtigte Teil der Reiseleitung als Uhrmacher betätigte, zum Hafen von Piräus zu fahren. Nachdem wir uns durch den versifften Hafen gekämpft hatten, erreichten wir unseren Seelenverkäufer nach Ägina, der mit Sicherheit nicht den EU-Sicherheitsstandards entsprach. Daher war auch der Name sehr bezeichnend: Odysseas II. Odysseas I war wohl schon länger nicht mehr im Hafen von Piräus gesichtet worden. Am Bug des Schiffes, direkt über dem Maschinenraum, hielt der Reiseleiter einen längeren versöhnlichen Monolog, der aber aufgrund des unbeschreiblichen Lärms den meisten bis heute inhaltlich unbekannt geblieben ist. Vom Hafen in Ägina fuhren wir mit einem Klassiker unter den Mercedes-Bussen – das Modell gab es wohl schon zu Adenauers Zeiten – samt rasantem Busfahrer am Kloster Agios Nektarios vorbei und zum Aphaiatempel weiter. Von dort konnten wir einen herrlichen Rundblick bis hin zum Kap Sounion und zum Athener Hafen genießen. Nach der Besichtigung der Anlage gingen wir zu einer direkt hinter der Tempelanhöhe liegenden Bucht hinunter und aßen alle gemeinsam im wohl zweitschönsten Lokal von ganz Ägina, bei Marias Sohn. Denn das schönste Lokal – was natürlich jenes von Maria war – war leider aus unerfindlichen Gründen geschlossen. Nach dem Essen durften wir uns an zwei Stränden in dieser Bucht aufhalten und wer waghalsig genug war, sogar mal im Brackwasser des Athener Hafens baden. Zurück in Athen, gingen wir in der Altstadt essen. Später am Abend tranken wir dann noch überteuerte Cocktails in einem Schickeria-Restaurant und lernten den berühmten Charme des einheimischen Dienstleistungsgewerbes kennen.

9. tag, dienstag, 09.09.2003

>>> zu den bildern von tag 9 <<<

athen: agora, hephaisteion, areopag, akropolis, dionysostheater, plaka, olympieion, kerameikos, athener trilogie

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten und der heldenhaften Errettung gewisser Kleidungsstücke vom Dach des Nachbarhauses ging es morgens los in Richtung Agora, dem alten Athener Marktplatz unterhalb der Akropolis. Danach liefen wir hinauf zum besterhaltenen Tempel des Landes, dem Hephaistos-Tempel. Und dann ging es auf den Areopag, von wo man eine überraschend smogfreie Aussicht auf Athen und auf die nahe und komplett in Gerüst stehende Akropolis hatte, zu der wir uns, nachdem sich fast alle erfolglos nach einem schattigen Plätzchen, um vom Wiedererwachen der Antike zu träumen, umgesehen hatten, auf den Weg machten. Nach einem beschatteten Bad in Hundeurin ging es wieder hinunter zur Plaka, deren Gewirr von Gassen einige Winkel von malerischer Schönheit birgt, wo wir erst einmal eine Pause in einer der zahlreichen Tavernen einlegten und dann entscheiden konnten, ob wir gleich ins Hotel zurück oder noch einen Rundgang durch Athen machen wollten. Und so besichtigten wir weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt, bis wir den Syntagma-Platz erreichten und die Evzonen genannten Ehrengardisten bei ihrer rituellen Wache beobachteten. Nach diesem anstrengenden Tag machten uns die 45 Minuten, die wir warten mussten, bis sich die Soldaten doch noch anschickten, sich zu bewegen, nun auch nichts mehr aus. Nach dieser Extratour wurden wir noch auf ein Getränk eingeladen, bei der die „freiwillige“ Anwesenheit und das für 50% Prozent des Betreuerstabs verhängte Redeverbot gute Stimmung hervorrief. Abends machten wir uns dann ausgeruht auf zum Areopag, um dort gemeinsam den Abend zu verbringen. Wieder einmal bot sich uns eine wunderbare Aussicht: auf Athen bei Nacht und die wunderschön beleuchtete Akropolis. Trotz gedrückter Stimmung war der Abend für alle recht schön.

10. tag, mittwoch, 10.09.2003

>>> zu den bildern von tag 10 <<<

kloster kesariani, poseidontempel in sounion, strand

Frühmorgens machten wir uns auf zur Athener Markthalle, um einmal das Flair des mediterranen Wirtschaftens (Fleisch-, Fisch-, Gemüse- und Obsthandel) mitzuerleben. Nach diesem eindrucksvollen Schauspiel – garniert mit Schweineköpfen und toten Hunden – fuhren wir mit unserem Bus und Janis am Steuer zum Kesarianikloster, wo wir etwa zwei Stunden sinnlosen Zeittotschlagens verbrachten. Anschließend fuhren wir weiter und kamen am frühen Nachmittag am Kap Sounion, dem südlichsten Punkt der Halbinsel Attika, an. Begleitet von den lieblichen Tönen des Pressluftbohrers machten wir uns auf den Weg zur Klippe an der äußersten Landspitze, um an deren Rand, 60 Meter über der Ägäis, ein hinreißendes Referat eines nicht ganz schwindelfreien Mitschülers zu hören. Nachdem wir uns dann alle noch das Graffito Lord Byrons am Fundament des Tempels angeschaut hatten, gingen wir wieder Richtung Parkplatz, um dort für längere Zeit ohne Geld und Getränke in der prallen Sonne vor verschlossenen Bustüren zu stehen. Belohnt wurden wir nach Kap Sounion mit einer Fahrt, und zwar:
... zum Strand ... und die ... die genau hingehört hatten ... wussten ... warum wir nun zum Strand fuhren ... der aber nicht unterhalb des Tempels war ... da das Hotel ... wie wir sehen konnten ... in der Bucht renoviert wurde ... und wer genau hingehört hatte ... hatte gemerkt ... dass dies wenig Sinn hatte ... weswegen wir es anders machten ... und zum Strand fuhren ... zu einem schöneren Strand ... was die Restauration anbelangt ... wobei es am Strand dort schön war ... da man die Tempelanlage oberhalb hatte ... der Strand ... zu dem wir nun fuhren ... aber Selbstservicerestauration am Strand bot ... Duschen am Strand bot ... und uns bat ... Eintritt zu zahlen ... weil die Infrastruktur dieses Strands ... in Vouliagmeni ... so war ... dass wir dies ausgekundschaftet hatten ... da man früher ja ... mit dem Zug zurückgefahren war ... und vorher ... bevor der Zug abfuhr ... in Vouliagmeni ... eingekehrt war... oder so...
Jedenfalls war es dort offensichtlich Sitte, mit schmucker Bademode getarnt, einen Tisch zu trinken(!).

11. tag, donnerstag, 11.09.2003

>>> zu den bildern von tag 11 <<<

peloponnes: eleusis, isthmus von korinth, korinth, akrokorinth; hotel akteon tolo

Am nächsten Morgen wurde die Rundreise fortgesetzt. Nach einem längeren Monolog eines gewissen nationaldemokratischen Freiheitskämpfers – vom Abendland im Stich gelassen, von der Tyrannis der Türken unterjocht – kamen wir dann im potthässlichen und schmutzigen Eleusis am Ausgrabungsgelände an, von wo aus wir gute Sicht hatten auf den Schauplatz der Schlacht von Salamis und zahlreiche ausrangierte Lastkähne, an denen unübersehbar der Zahn der Zeit genagt hatte. Dann ging‘s zum Kanal von Korinth, der uns einen beeindruckenden Anblick bot, wonach wir eine einstündige „5-Minuten-Frappépause“ einlegten und dann weiter nach Korinth, zur antiken Metropole, fuhren. Dort wurde uns die beinahe einzigartige Möglichkeit zuteil, auf antiken Toiletten Probe zu sitzen. Im Anschluss fuhren wir in heiterer Stimmung den Berg hinauf, lauschten literarischen Vorträgen der Güte eines Vorwerk-Kobolds und durften am Fuße der Festung Akrokorinth Teilnehmer einer kleinen Diskussion zum Thema Verantwortung und kollegiales Verhalten werden. Obwohl dann auf dem Weg nach Tolo, frierenden Mitschülerinnen zuliebe, auch noch die Buselektronik lahm gelegt worden war, kamen wir doch mit unserem noch fahrbaren Untersatz am Hotel an. Am Abend, nach dem Essen, wo die Diskussion über die Straflosigkeit der Vergewaltigung in der Ehe auf ungleich geteiltes Echo stieß, setzten wir uns noch gemeinsam ans Meer und trafen später Schüler des Max-Gymnasiums und des Ernestinums und hatten alle, besonders die 7 Säufer, die doch den angeschlagenen Gesundheitszustand des Reiseführers zu verantworten hätten, viel Spaß.

12. tag, freitag, 12.09.2003

>>> zu den bildern von tag 12 <<<

epidauros, mykene, nafplio

Nach der ersten Nacht in Tolo durften wir bis 7:30 Uhr ausschlafen, sodass wir, nach einer Unterredung bezüglich des weiteren Tagesablaufs, erst etwas später mit dem Bus nach Epidauros losfuhren. Hier stiegen wir sofort – fasziniert vom Anblick des gut erhaltenen Theaters – die Sitzreihen bis ganz nach oben und sahen so das Theater quasi aus der Vogelperspektive. Mit ein paar passionierten Sängern aus unseren Reihen, die mehr oder – sagen wir – weniger gut waren, testeten wir die unglaubliche Akustik. Die Bauweise, inspiriert vom Goldenen Schnitt, ermöglicht eine perfekte Akustik, sodass die Stimme des Künstlers in der Mitte der Orchestra auf diesen wieder zurück schallt. Nach dem Chorauftritt, der mit dem Wort peinlich noch überaus wohlwollend beschrieben wäre, fuhren wir weiter und erreichten Mykene, dessen Herrschergeschlecht seit Tantalos, der den Göttern, um sie zu testen, seinen eigenen Sohn Pelops zum Fraß vorwarf, vom Grauen verfolgt war. Geführt von Julian gingen wir durch das Ausgrabungsgelände: über Stock und Stein, um schließlich alle in der Zisterne zu verschwinden, an deren Ende wir überrascht wurden, denn dort befand sich – nichts. Nach der Besichtigung des Schatzhauses fuhren wir Krawallbrüder und -schwestern, die 41 besoffenen Schweine, wieder zum Hotel zurück. Am Abend machten wir einen Abstecher ins pittoreske Nafplio, das im Schutze dreier Festungen zwischen steilen Felsen und einer weiten Bucht liegt. Dort hatten wir die Zeit bis Mitternacht zur freien Verfügung und bummelten durch die tolle nächtlich-belebte Stadt und aßen dort zu Abend.

13. tag, samstag, 13.09.2003

>>> zu den bildern von tag 13 <<<

palamidi, bayerischer löwe, tiryns, sparta, mystras, taygetos; hotel galaxy pylos

Am nächsten Tag hielten wir jeweils kurz an der Palamidi-Festung und beim Bayerischen Löwen. Auf der Fahrt nach Sparta fuhren wir an der Festung Tiryns vorbei, machten dort eine Pause und kamen gegen Mittag in Mystras an, wo wir alle den Berg zur Festung hinauf stiegen. Von dort ging es über zahlreiche Klosteranlagen auf steinigen Umwegen, von der Reiseleitung durch eigenes Verschulden – man will sich ja schließlich nicht von Wegweisern herumkommandieren lassen – in die Irre geführt, durch die gesamte Anlage hinunter zum Parkplatz, wo wir dann zwei Stunden in der prallen Sonne auf den Reiseleiter und den Bus mit seiner Medikamententasche warteten, die – vorgeblich von einigen böswilligen Schülern – an der üblichen Stelle unter dem Bussitz der Begleitperson unauffindbar versteckt (worden) war, wobei die Aufbringung vollsten Verständnisses selbstverständlich nicht einmal annähernd ausreichend war. Am späten Nachmittag fuhren wir dann über das beeindruckende Taygetos-Gebirge und hielten an einer Taverne, die vorzüglichen griechischen Joghurt mit schmackhaftem Honig und Walnüssen feilbot. Am Abend erreichten wir in Pylos die verwanzte Bruchbude, die uns als Hotel verkauft wurde, und bezogen, sofern defekte Türschlösser dies nicht verhinderten, unsere Gemächer. Gegen Mitternacht lud die Reiseleitung zu einer Diskussion über den Bruch eines bis heute nicht bekannten Vertrages, die mehrere Stunden dauerte, wobei jedoch einige – einem Drittel des Betreuerstabs sei Dank! – schon im Bett waren und die blinkende Leuchtreklame durch die Löcher des defekten Bretterverschlags vor dem Fenster bewundern durften. Geschätzte 30 Mythos-Einheiten später wurde auch der letzte Kollegiat schließlich in die Nacht entlassen – aber selbstverständlich nicht, ohne dass noch einmal betont wurde, dass man doch nicht die Zeit und das Geld verschwenden solle, wenn man sich hier wie daheim benehmen wolle, um die Studienfahrt nach eigenen Wünschen zu optimieren.

14. tag, sonntag, 14.09.2003

>>> zu den bildern von tag 14 <<<

methoni, navarino, palast des nestor; hotel illis olympia

Nach einer ausgiebigen Dusche, bei der man unweigerlich das halbe Zimmer unter kaltes Kalkwasser setzte, machten wir uns auf zur Festung Methoni, durch deren weitreichende Anlage wir schlenderten. Als wir danach weiter nach Pylos wollten, war dem Bus ein Auto im Weg, sodass es kurzerhand tatkräftig von uns wegtransportiert werden musste. Am Hafen von Pylos mussten wir noch die Mea-Culpa-Rede der Reiseleitung über uns ergehen lassen. Diese ca. 90 Minuten andauernde Vorlesung, rhetorisch offenbar vom Klang eines Stromgenerators inspiriert, hatte im Wesentlichen die schweinisch versaute Metamorphose des Reiseleiters und exzessive Trinkgelage zum Thema. Unterdessen befanden sich die bereitstehenden Kapitäne kurz vor einem Nervenzusammenbruch und rauchten wohl deshalb geschätzte zwei Schachteln weg, bevor wir die Bootsfahrt beginnen konnten. An verschiedenen Inseln gingen wir an Land und besahen die dortigen Denkmäler.
Nach der Bootsfahrt kamen wir gegen Nachmittag am Nestorpalast an, der – wie so vieles auf unserer Rundreise – leider geschlossen hatte. Also fuhren wir schon nach einer sinnfreien halbstündigen Pause weiter. Die Fahrt verlief zunächst plangemäß – doch plötzlich gab es eine recht unsanfte Vollbremsung und einen Knall. Dank eines rücksichtslosen Verkehrsrowdys musste eine Frau aus dem Gegenverkehr ausweichen und fuhr unserem Bus vorn in die Seite, wobei ihr stark beschädigtes Fahrzeug von der Straße in den nebenliegenden Olivenhain geschleudert wurde. Als Rettungswagen und Polizei – bevor man aber dazu überging, der Frau zu helfen, galt es erst einmal, unter heftigem Sich-Bekreuzigen, lautstark einen Schuldigen auszumachen – nach geraumer Zeit vor Ort eintrafen und wir in das Dickicht aus Olivenbäumen neben der Straße verfrachtet wurden, wurde die Lage sondiert und die Überlebenschance des Unfallopfers sowie das Stattfinden des Abendessens sachgemäß und psychologisch fundiert für ergebnisoffen erklärt. Da der Bus noch fahrtüchtig war, suchten wir die nächstgelegene Stadt auf, damit und der Reiseführer – als nach eigenem Bekunden einziger Augenzeuge eines dramatischen Unfalls der Marke „Alarm für Cobra 11“ – zur Polizei, um seine Aussage, dem Vernehmen nach wohl einem ganz persönlichen Stairway to Heaven alles andere als unähnlich, hinsichtlich des Unfallhergangs zu machen. Ziemlich geschockt und mental angekratzt fuhren wir abends weiter zum Hotel nach Olympia.
Nachdem sich ein Arzt um die zwei erkrankten Schülerinnen gekümmert hatte, die 7 Säufer ausgenüchtert, der Rest der gaffenden Penner geweckt und versammelt, sämtliche Ohrstöpsel und Ohropax entfernt und jedwede Art von Bebrillung untersagt worden waren, gingen wir zusammen zum Essen. Dort wurde uns, nachdem wir über einen rhetorisch überbegabten Mittelsmann von der vom Anrufbeantworter vertretenen Schulleitung aufgefordert worden waren, wir sollen doch Hochprozentiges saufen, da Wein nicht ausreiche, unzählige Male expliziert, dass wir es nur wenigen Zentimetern und dem Eingreifen unseres Busfahrers Janis – ja, es war unser Janis! – zu verdanken hätten, dass wir nicht tot, tot, tot wären. Zudem wurde der Begriff Hackfleisch, im Hinblick auf die Verletzungen des Unfallopfers, neu definiert, Muschi, Muschi, Muschi... Auch wurden Schicksal und Leiden mit Hinweis auf den Riesenwuchs des Reiseführers in salomonischer Güte geteilt: Ein Ouzo für alle und zwei für mich.

15. tag, montag, 15.09.2003

>>> zu den bildern von tag 15 <<<

olympia, patras, fähre

Am Morgen begaben wir uns durch abenteuerliches Gelände, vorbei an vollkommen verdutzten albanischen Gastarbeitern, zur Ausgrabungsstätte von Olympia, der Geburtsstätte der Olympischen Spiele, wo auch einmal eines der Weltwunder, eine 14 Meter hohe Zeusstatue aus Gold, Silber, Elfenbein und Edelsteinen gestanden hatte. Im Stadion lieferten sich einige Herrschaften einen Wettlauf und wurden mit einer feuchtfröhlichen Siegerehrung belohnt. Am frühen Nachmittag fuhren wir nach Patras, wo wir Janis verabschiedeten und damit Anlass für paranoide Verschwörungstheorien seitens der Reiseleitung und deren Abkömmlingen gaben. Auf der Fähre bekamen wir wieder die „Illegale-Einwanderer-Klasse“ – aber diesmal bei normalen Temperaturen. Nach dem Abendessen auf der Fähre setzten wir uns zusammen und versuchten, in der Disco Spaß zu haben, um anschließend etwas Schlaf bzw. den Eintritt in die Zimmer zu finden.

16. tag, dienstag, 16.09.2003

ancona

Am Nachmittag gingen wir wieder im immer noch atemberaubenden Ancona an Land, wo uns der Bus schon erwartete. Dann ging‘s los in Richtung Heimat, und zwar direkt – ohne den geplanten Aufenthalt in Italien. So fuhren wir den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch.

17. tag, mittwoch, 17.09.2003

coburg

Der deutschen Ingenieurskunst hatten wir es indes zu verdanken, dass wir – trotz der tonnenschweren Beladung in Form von Reisegepäck gewisser Mitschülerinnen – nicht in den Alpen hängenblieben, und mitten in der Nacht am Anger ankamen, wo uns unsere Eltern abholten. Die meisten waren wohl froh, wieder daheim zu sein und ein halbwegs selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Allerdings lag das nicht am altehrwürdigen Griechenland, sondern an all der Energie, die aufgebracht werden musste, um zur Deeskalation der Situation beizutragen.